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Trends & Zukunft

Betriebliche E-Mobilität: Umsteigen, ergänzen oder abwarten?

Handwerksbetriebe gehören zu jenen Unternehmen, für die der eigene Fuhrpark eine entscheidende Rolle spielt. Mit der „Verkehrswende“, die Umweltschutz und verbesserte Lebensqualität vor allem für belastete Regionen verbinden soll, sehen sie sich vor neuen Herausforderungen.

Der Einfluss der „Mobilitätswende“, wie die Verkehrswende heute auch heißt, ist zunehmend spürbar. Mit der Einführung von Umweltzonen und temporären wie regionalen Diesel-Fahrverboten insbesondere in den Städten wird nicht nur die berühmte „letzte Meile“ zum logistischen Problem. Hinzu kommt: Ab 2025 müssen die in der EU neu zugelassenen Nutzfahrzeuge (auch die leichten) spezifische Emissionsziele erreichen. Das ist, gemessen an der durchschnittlichen Lebensdauer von Sprinta und Co., ziemlich bald.

Daher steigt die Attraktivität von Elektrotransportern auch für Handwerksbetriebe. Ganz besonders gilt dies fürs Elektrohandwerk. Schließlich stellt hier das (zumindest teilweise) Umrüsten des eigenen Fuhrparks auf E-Mobilität auch ein wichtiges Imagethema dar. Unterstützung beim Ein- und Umsteigen kommt vom Staat, von einzelnen Bundesländern und Städten und von Forschungsorganisationen. Hier einige Beispiele und Entscheidungshilfen:

Der kostenlose Leitfaden

Was kann man tun und womit sollte man beginnen? Der kostenlose Leitfaden des Fraunhofer IAO stellt Möglichkeiten und Konzepte vor – von der Analyse des Ist-Zustands über das Jobticket bis zum Auf- und Ausbau einer eigenen Ladeinfrastruktur. Gezeigt wird auch, wie eine „Mobilitätsplattform“ genannte Software das Management von internem Fuhrpark und externen Mobilitätslösungen wie z. B. Car- und Bikesharing ideal verbinden kann. Für Ihren E-Handwerksbetrieb ist dieser Leitfaden nicht nur interessant, wenn Sie selbst den Wechsel zur nachhaltigen Mobilität vorbereiten wollen, sondern auch, wenn Sie Ihre Leistungen (z. B. Installation, Wartung von Ladesäulen) wechselwilligen Kundenunternehmen mit guten Argumenten anbieten möchten. Hier geht es zum Leitfaden.

Zuschüsse vom Staat


Die Kosten für einen e-mobilisierten Fuhrpark müssen Sie nicht alleine tragen. Es gibt unterschiedliche Förderprogramme, die den persönlichen oder unternehmerischen Beitrag zur Verkehrswende fördern sollen. So stellt das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle u. a. Umweltboni für E-Fahrzeuge bereit. Alle Informationen samt Aktualisierungen und einer Liste der förderfähigen Fahrzeuge finden Sie hier. Einzel- und Sammelanträge können dort direkt via Upload eingereicht werden.

Auch Programme einzelner Bundesländer können sehr interessant sein und einen zeitnahen Ein- oder Umstieg begünstigen. So gibt es z. B. im Programmbereich „Emissionsarme Mobilität“ von „progres.nrw“ je nach Maßnahme bis zu 500.000 Euro Zuschüsse. Mit der Förderung können folgende Maßnahmen finanziert werden: Umsetzungsberatung und -konzepte im Bereich Elektromobilität, Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge, reine Batterieelektro- und Brennstoffzellenfahrzeuge, elektrische Lastenfahrräder sowie Konzepte, Studien und Analysen, an denen ein besonderes Landesinteresse besteht. Hier erfahren Sie mehr dazu.


Auch städtische Initiativen findet man immer häufiger. Beispiel: Das Förderprogramm der Stadt Düsseldorf „Wand-Ladestation für Elektroautos“, das Zuschüsse finanziert. Die dortige Handwerkskammer wie auch viele weitere HWKs im ganzen Land stehen als Ansprechpartner für die betriebliche E-Mobilität bereit.

Die Abgas-App für den Selbsttest

Informatiker der Universität des Saarlandes haben ein Verfahren entwickelt, mit dem sich unkompliziert und in Echtzeit ermitteln lässt, wie viele Abgase der eigene Diesel-Pkw ausstößt. Dazu benötigt man die kostenlose App „LolaDrives“ und einen günstigen Bluetooth- Adapter, der das Diagnosesystem des Autos auslesen kann. Entwickelt wurde die App im Rahmen des DFG-geförderten Sonderforschungsbereichs „Grundlagen verständlicher Softwaresysteme“.

Sebastian Biewer (l) und Yannik Schnitzer haben eine App entwickelt, die den Schadstoffausstoff eines Dieselfahrzeugs anzeigen können. Foto: Oliver Dietze

Hintergrund: Seit September 2017 müssen Autos den „Real-Driving-Emissions(RDE)-Test“ bestehen, um in der EU zugelassen zu werden. Dabei werden die Abgasemissionen im Fahrbetrieb unter Alltagsbedingungen gemessen. „Wir dachten uns, dann sollte doch prinzipiell jeder selbst diesen Test durchführen können“, erläutert Sebastian Biewer, Doktorand am Lehrstuhl „Dependable Systems and Software“ von Professor Holger Hermanns. „LolaDrives“ ist zurzeit für Android über den Google Playstore erhältlich. Eine Version für Apple-Geräte ist bereits in Entwicklung. Das Projekt verfügt zudem über ein begrenztes Kontingent an Bluetooth-OBD-Adaptern, die interessierten Datenspendern kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Wissenschaftlicher Ansprechpartner: hermanns@depend.uni-saarland.de

Informationen zur aktuellen CO2- Regulierung für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge

Hier entlang

Der Artikel ist ursprünglich im Sonepar-Report der Ausgabe November 2021 auf den Seiten 16/17 erschienen.

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