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Interview: Trendthemen bei Sonepar und in der Elektrobranche

Welche Trendthemen stehen bei Sonepar im Jubiläumsjahr an? Wie geht es weiter mit der Elektrobranche? Unser Geschäftsführer Dr. Stefan Stegemann stand der Zeitschrift Elektrowirtschaft Rede und Antwort.

Ein Jubiläum ist Anlass für Rückblicke, Feierlichkeiten und Zukunftsvisionen. Dazu befragte Juliane Braun von der Zeitschrift Elektrowirtschaft Dr. Stefan Stegemann, den Vorsitzenden der Geschäftsführung von Sonepar in Deutschland.

Braun: Wie feiern Sie das 50-jährige Jubiläum mit Kunden und Mitarbeitern?  

Stegemann: Statt eines großen zentralen Events gibt es viele regionale Aktivitäten. Über Vertriebsaktionen wie beispielsweise unsere „Wie-cool-ist-das-denn?-Wochen“ wollen wir unsere Kunden überraschen und ihnen Wertschätzung vermitteln. Wir integrieren das Jubiläum in unterschiedlichste Veranstaltungen und in unsere Markenoffensive. Besonders wichtig ist uns die Einbindung der Mitarbeiter: In einem neuen Podcast-Format für die interne Kommunikation lassen wir 50 Sonepar-Geschichten lebendig werden. Dabei werden viele Menschen zu Wort kommen, die schon Jahrzehnte bei uns arbeiten. 

Sie sind seit 21 Jahren in der Geschäftsführung von Sonepar Deutschland tätig. Welches waren die größten Herausforderungen? Welche Strategien waren erfolgreich? 

Ich durfte für Sonepar bereits in den 1990er-Jahre als Berater tätig sein. Damals war der Bau eines Zentrallagers mit breitem Artikelspektrum eine einschneidende strukturelle und logistische Veränderung. In die heutige Marktposition haben wir uns erst im Laufe der Jahre hinein entwickelt – durch gute strategische Konzepte und vor allem viel Kontinuität. Oft standen wir vor der Aufgabe, Unternehmen bei uns erfolgreich zu integrieren. Mir persönlich war es dabei immer sehr wichtig, die Menschen mitzunehmen und einzubinden. Es geht darum, Betroffene zu Beteiligten zu machen. Nur so schafft man nachhaltig Vertrauen und Wert. Das gilt natürlich auch für interne Veränderungsprozesse wie z. B. eine IT-Umstellung.  

Glaubwürdigkeit entsteht, wenn eine Führungskraft auch das umsetzt und vorlebt, was sie einfordert: Respekt, Anerkennung und Wertschätzung sind dabei essenzielle Werte. Denn am Ende bringen viele weiche Faktoren die harten Faktoren in die richtige Richtung. Kontinuität dieser Werte entsteht beispielsweise fast von selbst durch interne Unternehmensnachfolgeregelungen.  

Welche Werte aus der Unternehmensgeschichte haben heute noch Bestand? Was wurde angepasst?  

Ständige Weiterentwicklung, hohe Veränderungsbereitschaft und Mut zu Neuem – getragen von einem positiven Menschenbild. Das sind Werte, die meines Erachtens auch immer Bestand haben werden. Als die OTRA Süd GmbH 1995 das erste Zentrallager gebaut hat, war das ein großer Schritt für die Organisation und für die Handwerker, die schon am Vortag bestellen mussten. Weil sie aber ihre Vorteile schnell erkannt haben, ist der damalige Mut von Sonepar belohnt worden.  

Verändert hat sich sicher der Führungs- und Kommunikationsstil in modern geführten Unternehmen. Wir setzen bei uns auf eine offene, mutige und herzliche Kommunikation. Das ist manchmal deutlich anstrengender, aber bringt sicher bessere Ergebnisse.  

„Was du nicht loslässt, kannst du nicht behalten.“ – für mich persönlich eine wichtige Verhaltensregel. Man denke nur an private Partnerschaften, an die eigenen Kinder oder auch an gute Mitarbeiter. 

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Gibt es spezifisch deutsche Elemente in der hierzulande gelebten Unternehmenskultur?  

Typisch deutsch an uns ist unsere Direktheit. Ich denke, das Beste, was man von einem Mitarbeiter in Deutschland bekommen kann, ist die ehrliche Meinung. Ich sehe das als Loyalitätsbeweis. In anderen Kulturen kann das als zu direkt und als fehlender Respekt vor der Position interpretiert werden. In der Sonepar-Gruppe haben wir den Slogan „Powered by Difference“, weil wir mit kultureller Verschiedenartigkeit gut umgehen können. Wir nutzen unsere Unterschiede aktiv und greifen gute Ideen aus anderen Ländern auf. Wir haben uns damals beispielsweise am Zentrallager in Holland orientiert, und andere Sonepar-Länder orientieren sich an guten Ideen von Sonepar in Deutschland.

„Der Mensch steht bei uns im Mittelpunkt“ hört man von vielen Unternehmen. Können Sie konkretisieren, woran man das bei Sonepar spürt?  

Das sagen und leben wir, weil am Ende alles von der Qualität und Motivation der Mitarbeiter abhängt. Als Entscheider muss man beides hochhalten – auch indem man sich um die Menschen kümmert. Vorgesetzte brauchen dafür das richtige Fingerspitzengefühl. Das heißt nicht, dass nicht bisweilen auch konsequente betriebswirtschaftliche Entscheidungen getroffen werden müssen. Aber auch diese lassen sich mit Mitarbeiterqualität und -motivation besser umsetzen.

Wie viel Freiheit haben Sie als Teil eines Konzerns mit Zentrale in Frankreich, wo man ja eher zentralistisch denkt? 

Wir haben eine Vertrauenskultur, die auch viel mit Führungskontinuität zu tun hat. Wir sind ein großes Netzwerk, in dem wir uns aufeinander verlassen können. Gute Ergebnisse schaffen internationales Vertrauen und Vertrauen ermöglicht Freiheit. International genießt Sonepar in Deutschland sehr viel Wertschätzung. Wir müssen zum Beispiel nicht am Ende jedes Quartals Lagerbestände herunterfahren, um kursrelevante Zahlen zu beeinflussen.  

Was unterscheidet die Marke Sonepar heute von anderen Firmen und Marken in der Branche, die auch eine lange Tradition haben?  

Wir garantieren in ganz Deutschland eine hohe Verfügbarkeit eines großen Artikelspektrums innerhalb kürzester Zeit. Durch knapp 200 Niederlassungen sind wir sehr nah am Kunden. Außerdem haben wir den Anspruch, im Vertrieb immer wieder neue Impulse zu setzen. So wie wir ein Vorreiter mit unserer Markenoffensive waren, setzen wir jetzt Zeichen bei der Digitalisierung. Unser Mut, verbunden mit einer hohen Investitionsbereitschaft ermöglicht es uns, immer wieder neu in große Logistik- und IT-Projekte zu investieren.  

Das Anforderungsprofil an Mitarbeiter im Elektrogroßhandel hat sich stark gewandelt. Was sind heute die wichtigsten Kompetenzen? 

Die Bedeutung des Elektrogroßhandels resultiert daraus, dass wir die Summe aller Prozesse besser abwickeln, als wenn es der Hersteller selbst machen müsste. Wir schaffen Mehrwert durch die Unterstützung bei Projekten, beispielsweise einschließlich einer Preisabsicherung. Wir stellen Kontakte her und bieten Alternativen, wenn die Kalkulation nicht überzeugt. Heute geht es um viel mehr Service- und Beratungsleistung als früher. Für den Erfolg von morgen brauchen wir alle die Bereitschaft zur permanenten Veränderung und Weiterentwicklung.

Vor Ihrer Tätigkeit für Sonepar waren Sie Berater für Organisationsentwicklung. Hat Ihnen das als Geschäftsführer geholfen?  

In den acht Jahren der Selbstständigkeit habe ich eine wichtige Lektion gelernt: Alles Geld kommt vom Kunden. Das hilft mir jeden Tag! Die Position bei Sonepar hat mich gereizt, weil ich beweisen wollte, dass ich das, was ich in der Beratung vermittelte, auch praktisch – unternehmerisch – umsetzen kann. Ein wichtiger Erfolgsfaktor war mir klar: Prozesse für die Weiterentwicklung einer Organisation müssen durch eine gute Unternehmenskommunikation begleitet werden. Eine Mannschaft braucht Erklärungen und positive Beispiele. Und grundsätzlich gilt für mich auf allen hierarchischen Ebenen: Man darf sich selbst einfach nicht zu wichtig nehmen.  

Welche Top-Themen stehen für Sie im Jubiläumsjahr im Fokus? Wie kommen Sie bei der Digitalisierung voran?  

Auf der Vertriebsseite sind wir gerade sehr gut unterwegs; aber wir wollen nach den Corona-Einschränkungen wieder mehr Nähe zum Kunden. Parallel arbeiten wir daran, unsere Kunden bei digitalen Bestell- und Abwicklungsprozessen noch besser und schneller zu begleiten. Deshalb haben wir unsere E-Helfer-App mit einer Pro-Version weiterentwickelt, unsere HERO-App verbessert, und weitere Software-Lösungen für Handwerker sind in der Pipeline. Wir wollen für unseren Kunden Lösungsanbieter sein. Die logistische Optimierung ist und bleibt eine permanente Aufgabe, die aktuell angesichts von Lieferengpässen weiter besonders spannend ist. 

Sie haben sich in puncto Nachhaltigkeit hohe Ziele gesetzt. Welche Maßnahmen werden Sie in diesem Jahr realisieren?  

Das Engagement für Nachhaltigkeit und Klimaschutz hat bei uns global und national einen hohen Stellenwert. Auch deshalb, weil das Durchschnittsalter innerhalb der Eigentümerfamilien niedrig ist. 2022 werden wir in Deutschland rund 5 Millionen Euro in Nachhaltigkeitsprojekte investieren und das ist noch nicht das Ende der Fahnenstange. Immobilien – in Eigentum oder gemietet – rüsten wir mit energieeffizienter Beleuchtung und Fotovoltaikanlagen aus. Wir optimieren die Tourenplanung unserer LKWs, wir arbeiten an unserem Verpackungsmaterial und führen Nachhaltigkeitsschulungen durch. Zur CO2-Kompensation beteiligen wir uns an Baumpflanzaktionen. Auf all das legen unsere Mitarbeiter viel Wert. Es macht sie und uns stolz. 

Wie sehen Ihre Planungen für die diesjährige Light + Building aus? 

Wir freuen uns, dass die Messe endlich stattfindet, weil sie Innovationen voranbringen wird. Davon leben wir in unserer Branche. 

Werfen Sie für uns bitte noch einen visionären Blick in die Zukunft. Uns genügt ein Vierteljahrhundert! Wo wird die Elektrobranche und wo wird Sonepar in Deutschland in 25 Jahren stehen?  

Dann bin ich 83 und ich wünsche mir, dass die Elektrobranche immer noch so stark und spannend ist wie eh und je. Allerdings sehe ich auf den Elektrogroßhandel noch viele Veränderungen in IT und Logistik zukommen. Das erfordert erhebliche strategische Investitionen, bei denen man nicht genau sagen kann, wann sie sich rechnen. Außerdem werden sich Wertmaßstäbe verschieben: Bei der aktuellen und kommenden Handwerkergeneration haben wir es mehr und mehr mit der „Amazon-Generation“ zu tun. Die ist generell geprägt durch eine geringere Bindungsbereitschaft an ihre Marktpartner. Ihnen wird es teilweise egal sein, aus welchem Land die Ware kommt – Hauptsache sie landet an der richtigen Stelle in der richtigen Menge. Enorm wichtige künftige Geschäftsfelder sehe ich in der Energieerzeugung und -verteilung. Damit müssen wir gute junge Leute anziehen. Dafür brauchen wir innovative und attraktive Mitarbeiterkonzepte.  

Ich bin sicher, dass Sonepar als Unternehmen in 25 Jahren immer noch weit vorne stehen wird. Dies wird uns umso besser gelingen, je vertrauensvoller, kompetenter und innovativer wir die Partnerschaft mit unseren Kunden, Partnern aus der Industrie und Mitarbeitern gestalten können. Auf jeden Fall möchten wir uns bei allen Kunden, Industriepartnern und Mitarbeitern für die zurückliegenden 50 Jahre erfolgreicher Zusammenarbeit sehr herzlich bedanken. 

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2 Kommentare

  1. Herzlichen Glückwunsch von meiner Seite.
    Als ehemaliger langjähriger Mitarbeiter und heutiger Kunde von Sonepar möchte ich mich auch gleichzeitig bedanken. Bedanken für die Chancen die Sonepar mir in der aktiven Zeit dort geboten hat und die daraus resultierenden Kompetenzen, ohne die meine heutige Tätigkeit als Geschäftsführer eines 70 Mann starken Teams vermutlich nicht zu denken gewesen wären. Sonepar ist auch heute ein starker Partner für mein Unternehmen, da insbesondere die Bestellprozesse sehr einfach sind. Die vollständige IT Integration in das ERP System ist hier ein großer Vorteil. Und auf die Logistik war schon immer verlass. Die Kundenorientierung habe ich selber erlebt und gelebt, und ich kannte nur wenige bei der Sonepar die Kundenbindung nicht auch gelebt hätten, die meisten brannten dafür.
    Für die Zukunft würde ich mir mehr Zusammenarbeit mit dem Handwerk wünschen. Als ehemaliger Mitarbeiter hätte ich mir gewünscht, dass selbst durch Sonepar aufgebaute Kompetenzen nicht einfach über Bord geworfen werden. Aber das liegt oftmals dann an den niederen Strukturen, das Unternehmen selber hat immer auch eine andere Seele gezeigt.
    Ein großes Unternehmen will und muss sicherlich immer Höher, Schneller und Weiter, aber für die Zukunft von Sonepar wünsche ich besonders viel Erfolg bei dem Thema Sinn und vollumfänglich gelebte Nachhaltigkeit.

    ALLE GUTE…..

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