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Trends & Zukunft

„Die Energiewende bietet eine sichere Zukunftsperspektive für das E-Handwerk“

Welche Chancen eröffnet die Energiewende dem E-Handwerk?
Wir haben Volker Quaschning, Professor für Erneuerbare Energien, gefragt.

Visionen für eine ferne Zukunft zu entwickeln, ist spannend – aber was wird uns in den nächsten Jahren bewegen? Die nachhaltige Energieversorgung und wirksame Maßnahmen gegen die Klimakrise sind die bedeutendsten Aufgaben der Menschheit in diesem Jahrhundert. Daran gibt es für Volker Quaschning, Professor für Erneuerbare Energien an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin, nichts zu rütteln. Wir haben ihn gefragt, was das für das E-Handwerk bedeutet.

Sonepar: Herr Quaschning, welche konkreten Chancen und Potenziale eröffnet die Energiewende dem E-Handwerk? Und was müssen Betriebe tun, um diese Chancen zu nutzen?

Volker Quaschning: Die Energiewende bietet eine sichere Zukunftsperspektive für das Elektrohandwerk – über Jahrzehnte. Einsteigen lohnt sich! Alle, die in das Geschäft einsteigen, sollten aber rechtzeitig an das Personal denken. Was nutzen volle Auftragsbücher, wenn ich niemanden habe, der die Aufträge ausführt? Auch im Bereich Wärme wird es große Veränderungen geben. Gas- und Ölheizungen werden durch Wärmepumpen ersetzt. Das Heizungs- und Sanitärhandwerk kann den Bedarf alleine gar nicht decken. Hier ergeben sich ebenfalls neue Chancen für Elektriker. Am besten aufgestellt sind diejenigen, die alles aus einer Hand anbieten können – von der Ladestation über die Photovoltaikanlage bis zur Heizung.

Der Druck, schnell und entschieden zu handeln, wird stärker. Das erhöht die Nachfrage nach erneuerbaren Energiesystemen. Treibt das nicht die Kosten in die Höhe?

Wenn wir das Pariser Klimaabkommen einhalten wollen, wird die Nachfrage erheblich steigen. Dadurch können sich die Kosten erhöhen, aber nicht dauerhaft. Sie werden auch nicht explodieren. Es gibt schließlich gegenläufige Effekte. So lassen sich größere Mengen günstiger produzieren. Aber klar, sinkende Preise, wie wir sie zuletzt bei der Photovoltaik erlebt haben, wird es so schnell wahrscheinlich nicht mehr geben.

Es kommen gewaltige Investitionskosten auf uns zu. Wer soll das bezahlen?

Die Deutschen haben rund sieben Billionen Euro auf der hohen Kante. Wir könnten die Energiewende also locker von den Sparbüchern bezahlen. Hier ist die Politik in der Verantwortung, dass es dabei gerecht und ausgewogen zugeht. Denn unterm Strich sparen wir alle durch die Energiewende sogar Geld. Ohne sie würden Katastrophen wie die jüngsten Hochwässer viel häufiger auftreten – und die Beseitigung der Schäden würde die Kosten der Energiewende längerfristig bei Weitem übersteigen.

Volker Quaschning über
(Foto: Silke Reents)

PV-Dachanlagen erzeugen den Strom, wo er gebraucht wird.

Volker Quaschning, Professor für Erneuerbare Energien an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin

Was bringen die Kleinanlagen für Haus und Hof? Spielen die wirklich eine Rolle im Energiemix?

Kleinwindkraftanlagen sind wohl eher Liebhaberprojekte, die kaum eine Rolle spielen werden. Bei der Photovoltaik sieht es schon deutlich besser aus. Da werden wir 10 bis 15 Prozent des Bedarfs über die Hausdächer decken können. Die Dachanlagen haben auch kein Akzeptanzproblem und erzeugen den Strom dort, wo er gebraucht wird. Das entlastet das Netz.

Welchen Beitrag können Smart-Home-Lösungen mit Energiemanagement leisten?

Langfristig werden unsere Wohnungen immer elektrischer. Wir können die Photovoltaik nutzen, um Wärmepumpen zu betreiben und um E-Autos zu laden. Am günstigsten ist das dann, wenn die Sonne scheint. Hier sind Smart-Home-Lösungen nützlich. Bei den Haushaltsgeräten ist das aber noch nicht immer praktikabel. Wer will schon mit der Wäsche warten, bis wieder die Sonne scheint? Deshalb werden Speicherlösungen mit Energiemanagementsystemen immer wichtiger.

Verfügen wir überhaupt über die Ressourcen, um den Ausbau schnell genug voranzubringen?

Am meisten Sorgen bereitet mir der Fachkräftemangel. Die Produktion von Anlagen und teilweise wohl auch die Installation auf der grünen Wiese lassen sich automatisieren. Anders der Aufbau auf dem Dach. Hier ist die
Bundesregierung gefragt, den Fachkräftemangel zu beseitigen. Alle klagen, dass durch die Energiewende Jobs in der Braunkohle und bei den Autoherstellern wegfallen. Aber genau diese Leute brauchen wir für die Energiewende. Hier muss es entsprechende Umschulungsangebote geben, um sie wieder in sichere und zukunftsfähige Jobs zu bringen.

Smart Homes, autonomes Fahren, Anlagensteuerungen, Kryptowährungen verursachen in den nächsten Jahren ein enormes Datenaufkommen, das wiederum sehr viel Energie benötigt. Was bedeutet das für den Ausbau der erneuerbaren Energien?

Die Digitalisierung braucht nicht nur Energie, sie spart ja auch viel ein. So ist die CO₂-Bilanz für ein Online-Meeting wesentlich günstiger als bei einem Treffen, zu dem die Teilnehmer mit dem Flugzeug anreisen. Auch Homeoffice spart viele Wege und damit Energie und CO₂. Einen größeren Effekt wird der demografische Wandel haben. Aber diese Schwankungen lassen sich ausgleichen.

Also wir können die Energiewende noch schaffen?

Ganz klar: ja! Wir müssen es nur anpacken.

Dieser Beitrag ist bereits im Sonepar-Report der Ausgabe September erschienen.

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Ein Kommentar

  1. Wir möchten unsere Heizung warten lassen. Es war mir überhaupt nicht klar, dass sich vor allem Smart-Home Lösungen für die Zukunft anbieten, weil alles elektronischer wird. Um unsere Smart-Home Möglichkeiten in Verbindung mit der Heizung zu klären, werde ich einen Fachmann kontaktieren.

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