Wenig Zeit und Fachkräfte, viel Stress – solche Probleme sind Alltag im E-Handwerk. Timon Lutz (22) und Jordi Isken (20) wollten das nicht hinnehmen – und entwickelten eine digitale Werkzeugverwaltung.
Zugegeben, die Schäferwiese in Salzgitter ist nicht ganz so cool wie das Silicon Valley: Hier dominieren eher Discounter und Dönerbuden als Start-ups. Und statt vor hippen Tekkie-Garagen steht man vor dem Tor zum Kleingartenverein. Doch genau an diesem Ort ist eine innovative Lösung entstanden, die Elektro-Handwerksbetrieben richtig weiterhilft: eine digitale Werkzeugverwaltung, mit der Betriebe auf dem Smartphone immer den Überblick über ihre Werkzeuge und Geräte haben.
Wir haben die beiden Gründer besucht und sie gefragt, warum ihnen die Digitalisierung des Handwerks so am Herzen liegt …
Sonepar: Moin Ihr beiden, wo erwische ich Euch gerade?
Timon: Ehrlich gesagt beim Zocken …
Sonepar: Ihr zockt bei der Arbeit?
Jordi: Nee, nur in der Mittagspause. Die paar Minuten Entspannung gönnen wir uns, das ist schon fast ein Ritual bei uns.
Sonepar: Kann ich bei Euch anfangen?
Timon (lacht): Deine Skills beim Zocken sind aber nicht entscheidend. Wir suchen gerade eher Programmierer und Entwickler.
„Wir wollen das Handwerk digitalisieren“
Sonepar: Verstehe, damit die Eure App-Lösungen weiterentwickeln. Was habt Ihr damit vor?
Timon: Auf den Punkt gebracht: Wir wollen das Handwerk digitalisieren.
Sonepar: Oha, ein großes Ziel …
Jordi: Stimmt. Das Handwerk hinkt aber in Sachen Digitalisierung echt noch in vielen Bereichen hinterher. Das wollen wir ändern.
Timon: Ja, weil digitale Lösungen helfen können, Betriebsabläufe effizienter, transparenter und sicherer zu machen. Damit lassen sich viele der Probleme lösen, unter denen die Betriebe heute leiden. Nämlich immer mehr in immer weniger Zeit leisten zu müssen, und das mit immer weniger Fachkräften.
Sonepar: Ja, aber daran ändert doch zum Beispiel eine App auch nichts …
Jordi: Eine App bekämpft vielleicht nicht die Ursache des Fachkräftemangels, aber sie kann Betrieben helfen, damit besser umzugehen.
Sonepar: Das müsst Ihr erklären!
Timon: Unser Toolset kombiniert Weboberfläche, Browser und App. Es macht die Verwaltung von Werkzeugen im Betrieb viel einfacher und effizienter. Damit kann jeder immer nachvollziehen, wo welche Werkzeuge im Einsatz sind, in welcher Werkzeugkiste vielleicht etwas fehlt und wann ein Gerät zur Wartung muss.
Jordi: Lass uns mal annehmen, dass jeder Mitarbeiter täglich nur 5 Minuten seiner Arbeitszeit dafür aufbringen muss, Geräte zu suchen oder Informationen zum nächsten Wartungstermin zusammenzutragen. Dann kostet das einen Betrieb mit 5 Monteuren fast einen ganzen Tag Arbeitskraft pro Monat. Für nichts! Diese personelle Ressourcenverschwendung kann man mit unserem Toolset locker vermeiden.
Sonepar: Ist der Bedarf denn realistisch?
Simon: Ja, absolut. Wir haben viele Handwerker befragt und Analysen betrieben. Außerdem kenne ich das aus meinem eigenen Umfeld. Mein Vater ist Elektromeister und hat einen Betrieb mit etwa 50 Mitarbeitern. Trotz einer Top-Organisation ging einfach immer viel Zeit fürs Suchen von Geräten und Werkzeugen drauf. Bis er unser Toolset ausprobierte …
„Arbeitnehmer suchen gezielt nach Betrieben, die voll auf digitalisierte Abläufe setzen“
Jordi: Es kommt aber noch ein anderer Aspekt hinzu, den ich fast noch wichtiger finde. Arbeitnehmer suchen gezielt nach Betrieben, die voll auf digitalisierte Abläufe setzen. Unser Toolset zielt genau darauf ab. Es lohnt sich also für Arbeitgeber, bei Instagram oder Facebook mal zu zeigen, wie easy Werkzeugverwaltung im Betrieb ablaufen kann.
Timon: Ja, solche Apps steigern heute definitiv die Arbeitgeberattraktivität.
Sonepar: Was kann eure Lösung sonst noch?
Jordi: Sie bietet zum Beispiel einen Schadenstracker. Damit können Mitarbeiter sofort auf der Baustelle vermerken, dass ein Gerät defekt ist. So weiß der Geselle oder Meister im Lager sofort Bescheid und kann das Werkzeug später prüfen.
Timon: Es gibt auch eine direkte Anbindung an den Sonepar-Onlineshop. Muss etwas nachgeordert werden, geht das sofort. Einfach und direkt auf der Baustelle. Das ist bedarfsgerechte und effiziente Beschaffung.
Jordi: Das Toolset erinnert auch an Wartungs- sowie Prüftermine und spart Zeit und Geld. Sollten Versicherungsschäden entstehen, kann man sich einfach einen Versicherungsexport aus dem Fahrzeug oder Lagerort ziehen.
Timon: Außerdem kann man damit auf der Baustelle Befähigungsnachweise und Impfzertifikate dokumentieren …
Sonepar: … ok, ok, ich sehe schon, eine ganze Menge. Wie geht es denn jetzt weiter? Was können wir als Nächstes erwarten?
Timon: Unser Ziel ist es, rund um das Toolset ein ganzes Ökosystem an digitalen Lösungen und Funktionen für Handwerksbetriebe zu schaffen. Fahrzeugverwaltung, Diebstahlschutz, Geo-Tracking – wir haben da noch einiges im Köcher …
Sonepar: Da habt Ihr ja noch viel vor. Woher nehmt Ihr Eure Power?
Timon: Seit ich 16 Jahre alt bin, mache ich im Grunde nichts anderes als Programmieren. Was als Hobby begann, wurde zur Berufung. Ich will mit meiner Kompetenz Handwerkern helfen, die Digitalisierung zu packen. Ein Teil dieser gewaltigen Transformation zu sein, das treibt mich einfach wahnsinnig an.
Jordi: Mir geht’s genauso. Seit wir beide uns beim Fach-Abi kennengelernt und uns schon beim Abschlussprojekt mit dieser Lösung beschäftigt haben, lässt mich die Digitalisierung des Handwerks nicht mehr los.
Sonepar: Und wie entspannt Ihr?
Beide (lachen): Beim Zocken …