Foto: stock.adobe.com / Photocreo Bednarek
Trends & Zukunft

Energieeffizienz in der Produktion

45 Prozent Energie-Einsparung in der Produktion sind möglich. Wie genau Energieeffizienz in diesem Bereich funktionieren kann, zeigt die „Demofabrik ETA“ an der TU Darmstadt. Sie ist Teil der wissenschaftlichen „WGP-Effizienzinitiative“, die Unternehmen kostenfrei bei Sparmaßnahmen unterstützt.

Das Thema Energiesparen ist mit den weltpolitischen Ereignissen dieses Jahres endgültig in der Industrie und Produktion angekommen. Auch und gerade dort, wo es bisher als schwierig galt. „Es gibt für sehr viele, auch energieintensive Prozesse bereits Lösungen, die erheblich Energie sparen helfen. Das Problem ist, dass sie nicht ausreichend bekannt sind – oder es bisher nicht für notwendig erachtet wurde, sie einzuführen. Das dürfte sich mit der Energiekrise ändern.“ Zu dieser Einschätzung kommt Prof. Jens P. Wulfsberg, Präsident der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Produktionstechnik (WGP), die im Juni ihre „Effizienzinitiative“ gestartet hat.



Vor allem KMU sollen von kostenloser Hilfe profitieren


Bei der Initiative geht es darum, dass die Produktions-Forschung produzierende Unternehmen bei der Erarbeitung individueller Energie-Einsparmöglichkeiten unterstützt. „Wir haben schon heute Lösungen für die Industrie, mit denen Energie im zweistelligen Prozentbereich eingespart werden kann, selbst in energieintensiven Branchen wie der Stahlindustrie“, erläutert Wulfsberg den gemeinschaftlichen Ansatz. „Wir haben daher beschlossen, auf zunächst 100 bis 200 Unternehmen zuzugehen und ihnen Workshops und Dialoge kostenfrei anzubieten, damit sie auch bei den ungünstigsten Szenarien noch möglichst handlungsfähig bleiben.“

Mit „ungünstigen Szenarien“ sind vor allem die Folgen von Gasembargos und Energielieferstopps gemeint, die nicht nur nach Wulfsbergs Einschätzung ein ernsthaftes Risiko für herstellende Betriebe und Industrien jeder Größenordnung darstellen. Von der freiwilligen und kostenlosen Unterstützung sollen jetzt vor allem kleine und mittelständische Unternehmen profitieren.

Das Energiesparen haben die Forschenden bereits so genau ausgelotet, dass klar wird: Schon bei solch einfachen Vorgängen wie dem Waschen und Reinigen, die rund 25 Prozent der Primärenergie verbrauchen, ist noch viel Effizienz-Luft nach oben. Weiter gehen die Sparvorschläge der WGPler zu Fertigungsprozessen, Verfahren, Steuerungs- und Planungsvorgängen bis hin zur Logistik – überall lässt sich „schwäbisch-innovativ“ verfahren. Interessierte Unternehmen können in den WGP-Maßnahmenpaketen recherchieren. Auch eine individuelle Anpassung ist möglich – kostenfrei und gegebenenfalls vor Ort.



Darmstädter Demofabrik macht das Sparen anschaulich


Damit die vielen guten Ideen nicht graue Theorie in Statistiktabellen bleiben, gibt es praxisorientierte Einrichtungen wie die Demofabrik ETA an der TU Darmstadt. Die beweist nicht nur 1a-Niveau in der Technikentwicklung, sondern auch bei Social Media. Nahezu wöchentlich füllt sich ihr LinkedIn-Kanal mit immer mehr konkreten Best Practice-Beispielen, die zeigen, wo bereits mit welchen Techniken und Technologien erfolgreich Energie eingespart wird. Hinzu kommen YouTube-Tutorials, bei denen dann auch schon mal ein Blick in jene Unternehmen geworfen werden darf, die mit Hilfe der Darmstädter bereits auf der Effizienzseite angekommen sind.

Das alles macht einen sehr guten und durchdachten Eindruck. Putin mag das Gas abdrehen – Deutschland dreht sein Know-how jetzt voll auf.


WGP-Broschüre und Kontaktadressen zur Energieeffizienz

Die WGP-Broschüre mit allen Kontaktadressen der angeschlossenen Institute finden Sie hier und Tutorials und Beispiele der ETA-Demofabrik gibt es bei YouTube. Ein Beispiel finden Sie hier.


Hintergrund


Die WGP ist ein weltweit vernetzter Zusammenschluss führender deutscher Professorinnen und Professoren der Produktionstechnik und ihrer Forschungsteams aus 42 Universitäts- und Fraunhofer-Instituten. Die interdisziplinäre Forschungsgruppe „Energietechnologien und Anwendungen in der Produktion (ETA)“ gehört zur TU Darmstadt. In einer eigenen Demofabrik entwickelt und implantiert sie gemeinsam mit Unternehmenspartnern innovative Technologien für energiesparende Maßnahmen und optimiert betriebliche Abläufe in der Produktion.

Dieser Beitrag zur Energieeffizienz ist ursprünglich im Sonepar-Report der Ausgabe Oktober 2022 auf den Seiten 6/7 erschienen.

Du hast bereits abgestimmt!

Schreiben Sie einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert