Leckere Mahlzeiten, die auf Basis von Echtzeit-Körperdaten automatisch für uns zubereitet werden? Oder per Opa-Bot mit dem verstorbenen Großvater telefonieren? Technische Ersatzteile für unseren Körper? Klingt alles nach Science-Fiction, ist aber gar nicht so abwegig.
Jedenfalls nicht in dem Buch der Zukunftsforscher Sven Gábor Jánszky und Lothar Abicht, die darin die fiktive Familie Seedorf im Jahr 2030 besuchen. Ob es tatsächlich so kommen wird, weiß niemand. Aber eins ist klar: Was immer die Zukunft bringen wird, die Elektrobranche schafft die Voraussetzungen dafür und ist somit ein Katalysator für Zukunftstechnologien. Sie sorgt für die nötige IT-Infrastruktur und Smart-Home-Lösungen für intelligent vernetzte
Wohnungen.
Smart-Home-Beratung statt Umzug ins Pflegeheim
Das Gottlieb-Duttweiler-Institut geht davon aus, dass sich das intelligente Zuhause schon bald unwiderruflich durchsetzt. Wer sich nicht darauf einstellt, wird zum Nischenanbieter oder verschwindet vom Markt, so das Fazit der renommierten Schweizer Denkfabrik. Vom intelligenten Wecker, der die Kaffeemaschine einschaltet, bis zur smarten Haussteuerung für eine bessere Energiebilanz: Alles, was sich digitalisieren lässt, wird digitalisiert. Davon profitieren auch ältere Menschen. Sie können dank intelligenter Haustechnik länger in den eigenen vier Wänden bleiben – der Termin beim Smart-Home-Berater ersetzt den Umzug ins Pflegeheim. Angesichts einer weiter steigenden Lebenserwartung eröffnet sich hier ein riesiger Absatzmarkt für Industrie, Gebäudetechniker und E-Handwerker, die diese Lösungen zur Verfügung stellen.
Auch die Arbeitswelt wird digitaler und flexibler, sind Forscher der Hochschule Niederrhein überzeugt. Projektarbeit steht 2030 im Vordergrund, Berufsleben und Freizeit sind kaum noch zu trennen. Hier schließt sich der Kreis: Immer mehr Menschen arbeiten immer öfter von ihrem smarten Zuhause aus. Auch dafür benötigen Sie zusätzliche Infrastruktur – daheim wie im Büro.
In viereinhalb Stunden von London nach Sydney
Ob beruflich oder privat: Der Fortschritt macht auch nicht vor dem Reisen halt. Das könnte bald deutlich schneller werden. So will die britische Raumfahrtagentur mit Überschallantrieb in viereinhalb Stunden die 17.750 Kilometer lange Strecke von London nach Sydney fliegen. Für mehr Bequemlichkeit entwickeln Flugzeughersteller Konzepte analog zu Kreuzfahrtschiffen: fliegende Städte mit Shoppingmalls und Unterhaltungsangeboten. Fürs Klima arbeiten sie dabei an Jets mit Solarantrieb.
Vieles, was 2030 selbstverständlich sein könnte, wird heute erforscht. Beamen zum Beispiel, wie es viele aus der Serie Star Trek kennen. Damit lassen sich Dinge oder Lebewesen dematerialisieren und an anderer Stelle wieder zusammensetzen. Ähnliches ist zwar schon gelungen – aber nur mit winzigen Teilchen. Beim Menschen scheint das noch unmöglich.
Realistischer ist da schon, dass sich Brennstoffzellenfahrzeuge durchsetzen, die statt Abgasen nur Wasserdampf ausstoßen: Der erste Brennstoffzellen-Lkw Deutschlands rollt mseit 2020 in und um Düsseldorf. Der südkoreanische Hersteller Hyundai baut sein Modell schon in Serie. Ein Brennstoffzellenzug pendelt zwischen Cuxhaven und Buxtehude. 27 dieser Züge sollen nächstes Jahr Dieselloks auf vier Regionallinien im Taunus ersetzen. Und dem Schubschiff „Elektra“, das Strom aus Batterien und Brennstoffzellen bezieht, steht dieses Jahr seine Jungfernfahrt bevor.
Selbstfahrenden Autos gehört die Zukunft auf der Straße. Überlegungen dazu verabschieden
sich von Privatautos und setzen auf Flotten, die viele nutzen – zu ganz unterschiedlichen Zwecken. Dafür werden die Antriebsplattformen nach Bedarf mit verschiedenen Kabinen bestückt. So könnte dieselbe Plattform morgens Kinder zur Schule bringen, abends Musikliebhaber zur Oper fahren und in der Zwischenzeit Waren zu Sammelpunkten bringen. Dort werden sie auf kleine Zustelleinheiten verteilt, die sie an die Kunden ausliefern. Während Online-Händler Amazon dabei auf Drohnen setzt, arbeitet der Automobilzulieferer Continental am Conti-Hund, der mit seinen Beinen selbst Treppen und Absätze überwindet.
Per Aufzug zum Mond?
Aber woher kommen die Rohstoffe, wenn die Ressourcen auf der Erde zur Neige gehen? Asteroiden enthalten Edel- und Seltenmetalle, die Roboter automatisiert abbauen könnten. Entsprechende Konzepte sind allerdings noch im Anfangsstadium. Auch größere Himmelskörper kommen als Rohstoffquellen infrage, müssten aber erst erschlossen werden. Dazu plant das amerikanische Unternehmen LiftPort einen Aufzug zwischen der Erde, einer Raumstation in 55.000 Kilometern Höhe und dem Mond. Die Besiedlung des Mars verfolgt das Unternehmen SpaceX von Tesla-Gründer Elon Musk mit wiederverwendbaren Trägerraketen und Raumschiffen.
Quantencomputer mit enormer Rechenleistung könnten die Entwicklungen beschleunigen, aber auch der Zukunftsfamilie Seedorf helfen, indem sie Verkehrsströme exakt vorausberechnen und Staus verhindern. Die Pharmaindustrie könnte mit ihrer Hilfe günstiger und schneller bessere Medikamente entwickeln.
Also rosige Zeiten für Seedorfs & Co.? Einerseits ja, meinen die Autoren. Gleichzeitig wird aber auch unser Menschenbild vor Probleme gestellt, wenn Computer und Roboter mit Künstlicher Intelligenz unser Denken übertrumpfen. Hier seien Forscher gefragt, die die Moral digital auf ein übermenschliches Niveau heben.
Dieser Beitrag ist ursprünglich im Sonepar-Report der Ausgabe September 2021 auf den Seiten 6/7 erschienen.