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Tipps & Tricks

E-Bike-Akkus: Vorsicht heiß!

Unsachgemäße Lagerung, heftige Belastungen, Billigreparaturen: Viele Radfahrer unterschätzen die Risiken, die von falsch behandelten E-Bike-Akkus ausgehen. Was Experten raten, was zu beachten ist und welche gesetzlichen Änderungen kommen.

Über acht Millionen Batteriefahrräder gibt es in Deutschland und jedes Jahr kommen mehr als eine Million neue hinzu. E-Bikes, Pedelecs und S-Pedelecs bringen Spaß und jede Menge Leute zum Radeln, die diese Fortbewegungsart eigentlich längst abgeschrieben hatten. Doch die Unfälle speziell mit falsch behandelten E-Bike-Akkus und Pedelec-Akkus häufen sich. So brannte im Januar eine Villa in Isernhagen bei Hannover nieder, als ein 10 Jahre alter Fahrrad-Akku in der Privatbibliothek aufgeladen wurde. Sachschaden: 1,5 Mio. Euro.
Die Feuerwehr und Brandermittler der Polizei kennen die häufigsten Ursachen: Die Lebensdauer der E-Bike-Akkus wird überschätzt, sie werden nicht oder falsch gewartet und – vor allem um sie vor Diebstahl zu schützen – unbeaufsichtigt in Wohnungen inmitten von Möbeln aufgeladen. Dann reicht ein Kurzschluss …

Was steckt dahinter?

Das Innenleben der E-Bike-Akkus ist (zumindest) für Laien ein Buch mit sieben Siegeln. Eine Überprüfung durch das eingebaute Batteriemanagement ist nur teilweise möglich. Tatsächlich lässt sich der Zustand im Innern nur mit spezieller Messtechnik sicher erschließen. Thermisches „Durchgehen“ während des Ladevorgangs kann gerade bei „alten Schätzchen“ zum gefährlichen Problem werden.

Was heißt hier alt?

Alter ist bekanntlich relativ. Das gilt ganz besonders für stark geforderte Fahrrad-Batterien. Ein Jahrzehnt Lebensdauer wäre selbst im Falle eines E-Auto-Akkus eine lange Zeit, wie sie für Aufbau eines E-Fuhrparks für Handwerksunternehmen immer interessanter werden. E-Bike-Batterien mit hundertfach niedrigerer Kapazität altern hingegen viel schneller. Dies auch, weil Auto-Akkus hingegen bei den Ladevorgängen gekühlt und von der Bordelektronik überwacht werden. Zudem können äußerlich bedingte Schäden – etwa durch Sturz mit dem Rad oder Steinschlag – einzelnen Batteriezellen heftig zusetzen.

Warum wird so viel bei E-Bike-Akkus gepfuscht?

Es geht ums Geld. „Lassen Sie Ihren E-Bike-Akku runderneuern wie Ihre Druckerpatrone …“ Solche und ähnliche Billigreparaturangebote sogenannter Batterie-Doktoren im Internet klingen verlockend – schon weil ein sachgerechter Akku-Tausch ein Kostenfaktor ist, den viele Biker scheuen. Am Ende aber kann der Schnäppchenservice dann so richtig teuer werden.

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Was sagt der ADAC dazu?

Die Münchner Auto-Spezis haben eine aktuelle Untersuchung durchgeführt und sich dazu auch mit Herstellern, Fachverbänden und Werkstätten ausgetauscht. Ihre Empfehlung lautet: „Finger weg vom Akku! Eigene, unsachgemäße Reparaturen bergen ein hohes Risiko für einen Akku-Brand. Außerdem verliert man jegliche Gewährleistungsansprüche.“


Als häufigste Ursache für einen defekten E-Bike-Akku haben die Experten eine Tiefentladung als Folge einer falschen Lagerung im Winter ausgemacht. Sinke mit einer Akkuladung die Reichweite, könne das viele Gründe haben: Beladung, Fahrergewicht, Fahrmodus, Reifendruck oder der allgemeine Wartungszustand des Bikes. So kann die schlechte Reichweite auch an einer schlecht gewarteten Fahrradmechanik liegen. „Dann heißt es: Kette putzen, Kette ölen, Luftdruck kontrollieren!“ In seltenen Fällen könne auch ein verschlissenes Motorlager am E-Antrieb des Pedelec- bzw. Fahrrad-Akkus die Ursache sein.


Weil der Gesundheitszustand der Batterie, der sogenannte SOH-Wert (state of health), eben nicht bei allen Modellen direkt am Akku ausgelesen werden kann, raten die Experten, ihn in einer Werkstatt feststellen zu lassen, die über die entsprechende Diagnosetechnik verfügt. Auf den Punkt gebracht lauten ihre Tipps: „Finger weg von Akku-Reparaturen. Vorsicht beim Kauf im Internet. Original-Akkus sind zwar teuer, aber sicher. Gebrauchte E-Bikes auf ihre Akkuleistung prüfen lassen.“ (Quelle: ADAC 24.03.2022)

Brandgefahr bei E-Bike-Akkus
E-Bike-Akkus bergen Gefahren: Sparen am falschen Ende fördert das Brandrisiko. (Foto: HamburgNews/ stock.adobe.com)

Was gilt für die Entsorgung von E-Bike-Akkus?

Nicht nur Gebäudebrände gehen auf schlecht gewartete Fahrrad-Akkus zurück. Auf Recyclinghöfen, so warnte die Prüfgesellschaft Dekra bereits 2019, gehörten Batteriebrände durch schlecht sortierte Elektroabfälle bereits zum Alltag. Hier ist es dann oft die unselige Verbindung von Sparen um jeden Preis und Unwissen, die im Hintergrund wirkt.

Was vielfach noch unbekannt ist: Die E-Bike-Akkus gelten im Recycling als
Industriebatterien und nicht als Elektro-Altgeräte für den Haushalt. Bedeutet in Konsequenz: Sie müssen ausgebaut und separat gelagert werden. Allerdings nehmen derzeit nur etwa 150 Wertstoffhöfe bundesweit mit Spezialcontainern die Akkus an. Weitere Annahmestellen für die Rücknahme gibt es bei Fahrradhändlern aller Art, die E-Bikes anbieten. Eine Verpflichtung zur kostenfreien Rücknahme vom Endverbraucher in den Verkaufsstellen besteht immer dann, wenn die Ladenfläche über 400 m² beträgt.

Und welche gesetzlichen Änderungen kommen demnächst?

Im Laufe dieses Jahres soll die neue europäische Batterie-Verordnung in Kraft treten. Sie will unter anderem für einen nachhaltigeren Umgang mit Industriebatterien entlang der gesamten Wertschöpfungskette sorgen – von der Rohstoffgewinnung über die Sammelquote bis zum Recycling. Was dann für die unter 2 kWh Kapazität liegenden E-Bike-Batterien gelten wird, ist im Detail noch nicht klar. Die Report-Redaktion wird über die neue Verordnung noch ausführlich berichten.

Bis dahin allen Radlern viel Spaß am Berg, im Tal und in den Pausen!

Kennen Sie den Sonepar-Report schon? Dieser Beitrag ist eine Bearbeitung. Den Originalbeitrag finden Sie im Report in der Ausgabe Mai 2022 auf den Seiten 8/9.

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