Abnahmemessungen an Netzwerkverkabelungen – In Zeiten der hochgradigen Vernetzung aller Systeme und Anwendungen sind Funktionsfähigkeit und Zuverlässigkeit der Netzwerkverkabelung enorm wichtig. Alle möglichen Arten von Geschäftsabläufen sollten mithilfe einer Netzwerk-Zertifizierung gesichert werden.
Die Qualität der Kommunikationsverkabelung wird durch die fachgerechte Installation maßgeblich beeinflusst. Elektroinstallateure sollten die Qualität der Installation durch Messungen mit Zertifizierungsgeräten überprüfen und mit Messprotokollen dokumentieren. Was dabei beachtet werden muss, erfahren Sie hier.
Wie unterscheiden sich die Messgeräte?
Mit einem Verdrahtungstester kann die Installation auf Durchgang, Verpolung und Kurzschluss geprüft werden. Mit einem Qualifizierer kann bei einer Bestandsverkabelung geprüft werden, ob die Installationsstrecken für eine Anwendung wie z. B. 10 Gbit-Ethernet geeignet sind. Mit einem Zertifizierer werden die Hochfrequenz-Übertragungseigenschaften wie z. B. Einfügedämpfung, Nahnebensprechdämpfung und Rückflussdämpfung über den Frequenzbereich bis 500 MHz gemessen.
Welche Anforderungen gibt es?
In der Verkabelungsnorm werden die Mindestanforderungen an das installierte System
definiert. Folgende Normen sind für uns in Deutschland gültig:
- ISO/IEC 11801 als weltweite Norm
- EN 50173 als europäische Norm und DIN EN 50173 als deutsche Variante.
In der Norm DIN EN 50174-1 (VDE 0800-174-1) „Installation von Kommunikationsverkabelung – Spezifikation und Qualitätssicherung“ ist ein Beispiel für einen Qualitätsplan zur Prüfung von Verkabelungen definiert. Die jeweiligen Komponenten (Installationskabel, Anschlussdosen, Verteilerfelder) werden bei der Installation zu „Installationsstrecken“ (Permanent-Link) verbunden. Die Installationsstrecken werden in der Norm als Übertragungsklassen definiert und die entsprechenden HF-Grenzwerte werden für die Zertifizierung festgelegt.
Wann muss eine Zertifizierung durchgeführt werden?
Wenn der Endkunde als Auftraggeber eine Zertifizierung verlangt oder in dem Projekt eine Systemgarantie (für einen Zeitraum von 20 oder 25 Jahren) gefordert wird. Die Systemgarantie wird von den Komponentenherstellern nur nach erfolgter Zertifizierung gegeben.
Welchen Vorteil hat eine Zertifizierung für den Installateur?
Die Abnahmemessung mit einem Zertifizierungsgerät gibt dem Installateur die Sicherheit, dass seine Installationsarbeit, für die er die Verantwortung trägt und eine Gewährleistung übernehmen muss, die Anforderungen der Norm erfüllt. Eine gute Dokumentation mit Messprotokollen schützt auch im Streitfall.
Wichtig zu wissen: Viele Netzwerkprobleme werden auf die Verkabelung zurückgeführt. Probleme können bei der ersten Inbetriebnahme auftreten oder aber erst nach Monaten oder Jahren. Die durchschnittliche Lebensdauer der Netzwerkverkabelung liegt bei etwa 25 Jahren. In dieser Zeit werden Switches, Router und Server mehrmals erneuert. Jedes neue Netzwerkgerät stellt höhere Anforderungen an das Verkabelungssystem. Wenn das, was bislang funktionierte, nicht mehr funktioniert, wird wahrscheinlich die Verkabelung dafür verantwortlich gemacht – und der Installateur wird zur Hilfe gerufen.
Messprotokolle bieten Installateuren Schutz
Messprotokolle können Installateure schützen, da sie nachweisen, dass die Installation korrekt durchgeführt wurde. Wenn nun eine Überprüfung der Verkabelung ergibt, dass die Leistung nicht mit der von Ihnen installierten und getesteten Leistung übereinstimmt, kann aus einer unangenehmen Reklamation eine rentable Reparatur werden.
Zertifizierungstester sind eine Investition, die sich über eine lange Nutzungsdauer und viele Messungen amortisiert. Übrigens: Installateure, die nicht regelmäßig in großem Umfang testen, können solche Zertifizierer auch bei Sonepar mieten.
Dieser Beitrag ist ursprünglich im Sonepar-Report der Ausgabe April 2023 auf den Seiten 10/11 erschienen.