Fast jeder dritte Wohnungsbrand entsteht durch elektrische Defekte oder Fehlfunktionen – zum Beispiel durch überlastete Stromkreise. Wie Bauherren und Installationsbetriebe die Neufassung der Ausstattungsrichtlinie RAL-RG 678 für eine vorausschauende Planung nutzen können.
Ehrlich gesagt…
… sind Wohnungsbrände für betroffene Personen in mehrfacher Hinsicht eine Katastrophe. Neben lebensgefährlichen Verletzungen und traumatischen Erfahrungen wird der Aufwand für die Beseitigung von Schäden häufig unterschätzt. Sanierungskosten von 650 € pro Quadratmeter gelten als Faustformel. Fast jeder dritte Wohnungsbrand entsteht durch elektrische Defekte oder Fehlfunktionen – zum Beispiel durch fehlerhafte Verkabelungen oder überlastete Stromkreise1. Nicht nur der Bestand, auch Neuinstallationen sind betroffen. Kommt eine neue oder frisch sanierte elektrische Anlage an ihre Grenzen, dann liegt dies häufig an unzureichender Planung. Um dies zu verhindern, gibt es seit 2023 eine Neufassung der Ausstattungsrichtlinie RAL-RG 678.
Zukunftssicherheit für die klassische Elektroinstallation
Für eine zeitgemäße Elektroinstallation in Neubau und Bestand enthält die RAL-RG 678 Empfehlungen zu der jeweiligen Anzahl an Steckdosen, Beleuchtungsanschlüssen und Stromkreisen. Die Vorgaben orientieren sich an dem, was heute aus technischer Sicht sinnvoll ist. Eine entscheidende Rolle spielt die Größe der Wohnung, die Raumgröße und die geplante Nutzungsart. Wer bei seiner Planung Kriterien der ‘Standardausstattung‘ (Ausstattungswert 2) berücksichtigt, kann sicher sein: Jetzt und in den nächsten Jahren wird die Wohnung dem Stand der Technik entsprechen. Je nach individuellem Anspruch kommt heute in vielen Wohngebäuden die ‘Komfortausstattung‘ (Ausstattungswert 3) zum Tragen.
Ausstattung mit Gebäudesystemtechnik
Die Verknüpfung klassischer Elektroinstallation mit Komponenten der Gebäudesystemtechnik schreitet weiter voran. Dieser Trend spiegelt sich in der Neufassung der RAL-RG 678 wider: Dazu wurde die Richtlinie im Jahr 2023 um zusätzliche „Plus“-Ausstattungswerte erweitert. In drei zusätzlichen Ausstattungsklassen sind dort Empfehlungen für fünf weitere Funktionsbereiche enthalten:
- Schalten und Dimmen
- Sonnenschutz
- Sicherheit
- Heizen, Lüften, Kühlen
- Schaltbare Steckdosen/geschaltete Geräte/Energiemanagement
Die Vorgaben zu Standard- und Komfortausstattung inklusive der neuen „Plus“-Ausstattungswerte sind eine Empfehlung. Hier unterscheiden sich die RAL-RG-678-Ausstattungsklassen 2 und 3 von der Normenreihe DIN 18015. Diese Norm definiert eine verbindlich festgelegte Mindestausstattung. Diese allein ist für eine zeitgemäße Standardausstattung nicht immer ausreichend.
Projekt-Check: „10 Fragen zur elektrotechnischen Ausstattung“
Eine langfristige Planung ist für technische Laien häufig schon eine größere Herausforderung. Auch der Mehrwert vieler „Plus“-Ausstattungen erschließt sich häufig nur schrittweise. Viele fragen sich:
Was bringen die RAL-RG 678-Empfehlungen?
Eine Orientierungshilfe bietet der nachfolgende Projekt-Check „10 Fragen zur elektrotechnischen Ausstattung“. Beantworten Sie dazu für sich selbst die nachfolgend aufgeführten Fragen:
- Reicht der derzeitige Status Quo meiner elektrotechnischen Planung aus, um alle Anforderungen des Alltags bequem und problemlos zu bewältigen?
- Welche zusätzlichen Funktionen wären für mich bereits heute ein echter Mehrwert?
- Welche individuellen Wünsche möchte ich mir bei der Nutzung meiner elektrotechnischen Infrastruktur mittel- und langfristig erfüllen?
- Habe ich alle Vorkehrungen getroffen, um steigende Anforderungen an Komfort und Sicherheit in den nächsten Jahren ohne nennenswerten Aufwand realisieren zu können?
- Welche Veränderungen sind nötig, um jetzt oder in Zukunft elektrotechnische Fahrzeuge aufladen zu können?
- Ist das Objekt für die jetzige oder künftige Einbindung einer Wärmepumpe ausgerichtet?
- Liegen die Voraussetzungen für die Errichtung oder Erneuerung einer Photovoltaikanlage vor?
- Wie hoch ist das Risiko, dass ich für die Erfüllung erhöhter Nutzungsanforderungen mittel- und langfristig nachträgliche Installationen benötige?
- Ist mir bewusst, dass sich das Brandrisiko durch laienhaft durchgeführte nachträgliche Installationen signifikant erhöht?
- Möchte ich, dass der Wohnwert meiner Immobilie in den nächsten Jahren keine nennenswerte Beeinträchtigung erfährt?
Fußnote
- 1. Vgl. Untersuchung des Instituts für Schadenverhütung und Schadensforschung der öffentlichen Versicherer e. V. (IFS) 2022.